Nach der Elternzeit ins Berufsleben zurückzufinden, ist für viele Pflegekräfte nicht immer einfach. Binnen weniger Monate ist Know-how veraltet und der Kontakt zu Kollegen oder Bewohnern geschwunden. Dazu kommt, dass die neue Lebenssituation weniger Flexibilität und Arbeitsbelastung zulässt. Wie der Wiedereinstieg in die Pflege klappt, zeigt ein Beispiel aus Wolframs-Eschenbach.
„Zu arbeiten, bedeutet mir sehr viel. Zum Ausgleich als auch, um meine Selbstständigkeit als Frau zu wahren“, sagt Anne Albrecht, Mutter und Pflegekraft in Teilzeit. Mit dieser Ansicht ist die 28-Jährige nicht allein. Laut Statistischem Bundesamt haben drei von vier Müttern einen Job. Der Großteil von ihnen arbeitet in Teilzeit. So auch Albrecht, die Zuhause neben den vierjährigen Zwillingen Moritz und Benjamin ihre zweijährige Tochter Emma betreut. „Ich liebe es, mit den Kleinen zu spielen. Genauso liebe ich es, für ältere Menschen zu sorgen“, sagt die Altenpflegerin.
Mutter und Pflegekraft aus Leidenschaft
Bereits als Teenager pflegt die damalige Realschülerin ihren querschnittsgelähmten Großvater. Als es an die Berufswahl geht, steht fest: die Sächsin möchte Pflegerin werden. Nach Abschluss der dreijährigen Ausbildung und der Geburt der Zwillinge, zieht sie mit ihrer neugegründeten Familie nach Weidenbach in Mittelfranken. Fünf Jahre lang gehört Albrechts Aufmerksamkeit ausschließlich ihren Kindern. „Eine schöne und wichtige Zeit, aber nach und nach sehnte ich mich nach neuen Aufgaben“, erinnert sich die dreifache Mutter.
Ein Schritt nach dem anderen
„Nach einer mehrjährigen Auszeit sofort von null auf 100 zu sprinten, ist kein guter Einfall“, warnt Sebastian Bönisch, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation. Zuerst sollte analysiert werden, was geht und was nicht geht. „Häufig ist die bisherige Tätigkeit nicht mehr in vollem Umfang geeignet“, sagt der Gesundheitsökonom. Dessen ist sich Albrecht bewusst. Sie startet als Teilzeitkraft im Seniorenwohnen Wolframs-Eschenbach – vorerst in Teilzeit. Der Wiedereinstieg fällt ihr zunächst schwer. Formalien haben sich gewandelt, Abläufe verändert. Die Hürde: die junge Mutter muss sich neue Richtlinien selbst aneignen – neben der Arbeit und ihren Verpflichtungen zuhause. „Die Umstellung war sehr kräftezehrend“, erinnert sich die 28-Jährige, „wichtig ist, dranzubleiben und Hindernisse, trotz Schwierigkeiten zu überwinden.“
Das Timing zählt
Inzwischen ist Albrecht getaktet und durchorganisiert. Ob zuhause oder bei der Arbeit – heute gehen ihr die Abläufe wie selbstverständlich von der Hand. Jeder Tag beginnt vor Sonnenaufgang um 4:50 Uhr. Nachdem Lunch und Kindergartentaschen gerichtet sind, geht es für Albrecht geradewegs ins Seniorenwohnen. Die examinierte Pflegekraft arbeitet ausschließlich in der Frühschicht: „Anders wäre die Berufstätigkeit nicht möglich für mich“, weiß die Weidenbacherin, „das Seniorenwohnen kommt mir glücklicherweise entgegen und respektiert meine Dienstplanwünsche.“ Feierabend ist um 14 Uhr. Danach fährt Albrecht zum Kindergarten. Eine Verschnaufpause passt nicht in den getakteten Zeitplan. „Dass ich den Schalter sofort von Arbeit auf Mama umschalten kann, hat anfangs gedauert“, erzählt sie. Inzwischen sei das kein Thema mehr. Albrecht ist glücklich als „Working Mom“. Der Alltag sei zwar eng gestrickt, „doch genieße ich das Beste aus beiden Welten.“