Was sind Verfahrenspfleger?

Die Idee der sogenannten Verfahrenspfleger ist durch die Initiative Werdenfelser Weg entwickelt worden. Dabei wird der Ansatz verfolgt, diese spezialisierten Verfahrenspfleger mit pflegerischem Grundwissen für das gerichtliche Genehmigungsverfahren von freiheitsentziehenden Maßnahmen heranzubilden.

Dabei sollen sie über eine Kombination von Pflegefachwissen und einen gehobenen juristischen Informationsstand zu den rechtlichen Fragestellungen in den Einrichtungen beratend tätig werden, um so möglicherweise Fixierungsmaßnahmen abzuwenden. Die Verfahrenspfleger diskutieren im Auftrag des Gerichts jeden Fixierungsfall zum Teil auch über mehrere Wochen, um mögliche alternative Strategien zur Vermeidung von Fixierungen abzuwägen und umzusetzen.

Verfahrenspfleger zur Kommunikation zwischen den Parteien

Es geht auch darum, die Kommunikation zwischen den beteiligten Parteien zu verbessern und die doch größtenteils irrationalen Ängste abzubauen, die oft pflegefachlich fundierte und juristische wie menschlich vertretbare Lösungen überlagern. Es wird abgeklärt, inwieweit alle Strategien zur Vermeidung von Fixierungsmaßnahmen ausgeschöpft werden. Die Verfahrenspfleger beurteilen mit den anderen Beteiligten, insbesondere den Pflegepersonen der Einrichtung, das tatsächliche Risiko und unterstützen dann den Lösungsprozess zum möglichen Verzicht auf Fixierungen.

Die Pflegepersonen sollen Handlungssicherheit sowohl in pflegefachlicher wie auch in rechtlicher Hinsicht bekommen, um zukünftig erst nach Abwägung aller Möglichkeiten überhaupt eine freiheitsentziehende Maßnahme zu beantragen. Dabei soll ein Schwerpunkt der Beratung im Abwägen von tatsächlichem Risiko, letztendlich hinnehmbarem Risiko und Erhalt der Selbstbestimmung und Menschenwürde liegen. Ziel ist, einen Konsens zu erreichen und zu einer gemeinsam getragenen Abschätzung zu kommen, wie im konkreten Fall das Sturz- und Verletzungsrisiko gegen die Folgen einer angewendeten Fixierung abzuwägen ist. So sollen neben kurzfristigen Sicherheitsaspekten auch die daraus entstehenden Konsequenzen einbezogen werden, insbesondere der Verlust an Lebensqualität und aus Fixierungen resultierende physische und psychische Verschlechterungen.

 

Der Werdenfelser Weg hat das Ziel, die Entscheidungsprozesse über die Notwendigkeit freiheitsentziehender Maßnahmen wie Bauchgurte, Bettgitter, Vorsatztische zu verbessern und Fixierungen in stationären Einrichtungen der Altenpflege und für Menschen mit Behinderungen, sowie in somatischen und psychiatrischen Krankenhäusern auf ein unumgängliches Minimum zu reduzieren. Er setzt in erster Linie auf Professionalität und Kommunikationsoptimierung innerhalb einer Region.

 

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