Mit Hüftprotektorenhose und Anti-Sturz-Trainings bleiben Senioren trittsicher
Verletzungen durch Stürze kosten Krankenkassen jedes Jahr Milliarden. Ältere Patienten erholen sich möglicherweise nie wieder richtig von den Folgen und sind für den Rest ihres Lebens auf Hilfsmittel angewiesen. Dabei lässt sich das Sturzrisiko durch geeignetes Training erheblich senken.
„Meine Polsterhosen schützen mich“, erklärt Inge Baumann zuversichtlich. Vor sechs Monaten war die energiegeladene Dame gestürzt und hatte sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Mittlerweile läuft die 82-Jährige wieder ohne Hilfe über die Gänge der Wohngemeinschaft für Senioren (WGfS) [Link: http://www.wgfs.de/]. Das die Rentnerin wieder ohne Rollator laufen kann, ist nicht selbstverständlich. Hüftnahe Frakturen im fortgeschrittenen Alter sind gefährlich: Dank moderner Operationstechniken verlaufen solche Verletzungen zwar nicht länger tödlich, doch während vor der OP noch drei Viertel gehen können, ist es danach nur noch ein Viertel.
Um sich abzusichern, trägt die unerschrockene WGfS-Bewohnerin heute spezielle Unterwäsche. Der Schlüpfer ähnelt einer Radrennhose und verfügt an den Seiten über Taschen für Hartschaumstoff-Einsätze. Diese Hüftprotektorenhose schützt die fragilen Knochen der ehemaligen Lehrerin und geben ihr Sicherheit. Denn viele Senioren plagt nach dem ersten Sturz die Angst, nochmals zu fallen und wieder hilflos am Boden zu liegen. Manche trauen sich deshalb kaum noch aus dem Haus. „Dieses Verhalten macht nicht nur einsam, sondern führt zu einer noch höheren Sturzgefahr“, weiß Erwin Scherfer, Generalsekretär beim Deutschen Verband für Physiotherapie [Link: https://www.physio-deutschland.de/patienten-interessierte/startseite.html ].
Viel Bewegung ist eine gute Sturprävention
Denn gerade viel Bewegung sowie ein spezielles Muskel-und Balancetraining schützen effektiv vor dem nächsten Sturz. Zweimal in der Woche stemmt Inge deshalb gemeinsam mit anderen Bewohnern der WGfS unter Anleitung von Physiotherapeutin Luise Steinegger fleißig Gewichte. In der Gruppe üben sie vom Stuhl aufzustehen, balancieren auf einem Bein oder trainieren mit Therabändern die Beinmuskeln. Expertin Steinegger arbeitet auf Honorarbasis, die Kosten trägt der Pflegeanbieter selbst, denn die Kassen bezahlen nur ärztlich verschriebene Krankengymnastik. „Wir wissen, wie wichtig Sturzprävention ist“, erklärt Rosemarie Amos-Ziegler, Geschäftsführerin der Wohngemeinschaft, „und legen Wert darauf, dass unsere Bewohner regelmäßig die Muskulatur im unteren Körperbereich kräftigen und den Gleichgewichtssinn trainieren.“
Wer Rumpf-, Gesäß- und Beinmuskulatur regelmäßig fordert, reagiert besser auf unerwartete Gleichgewichtsstörungen, beispielsweise mit einem Ausfallschritt. Neben speziellen Sturzpräventionskursen eignen sich Tai Chi und Yoga, um Balance und Kraft zu fördern. „Seit den 1990er Jahren hat ein Umdenken stattgefunden: Stürze werden nicht mehr als schicksalhaft hingenommen“, erklärt Kilian Rapp.
Der Oberarzt des Robert-Bosch-Krankenhauses [Link: https://www.rbk.de/] kennt die Statistiken und weiß, wie wichtig Sturzprophylaxe ist. Jedes Jahr fällt ein Drittel aller über 65-Jährigen. Die Kosten der Krankenkassen belaufen sich auf mehr als zwei Milliarden Euro. Bei Pflegebedürftigen ist das Sturzrisiko sogar noch höher: Im Schnitt stürzt jeder Pflegeheimbewohner ein bis zwei Mal im Jahr. Neben Prellungen, Schürfwunden oder Knochenbrüchen sind häufig Kopfverletzungen die Folge.
Wir bedanken uns beim Team des Blogs Die Pflegebibel für diesen Beitrag