„Ich muss noch schnell zur 14“ oder „Machst Du noch schnell Frau Müller fertig?“ – Kennen Sie auch solche Sätze aus Ihrem Alltag?
Unlängst las ich ein Interview mit Sandra Mantz, in der Zeitschrift „Heilberufe“ (Heilberufe – Das Pflegemagazin 2017; 69 (1): 42-44) , das mich stark beeindruckt hat. Denn das, was sie als Sünden der Kommunikation bezeichnete, kannte ich nur allzu gut von mir selbst: Wortfetzen, halbe und Stummel-Sätze, Sprechen wie ein allzu lautes Feuerwerk oder im Kommandeurs-Ton – all dies bekamen auch von mir Pflegebedürftige zu hören. Dabei meinte ich es nicht einmal böse, sondern nur gut, wenn ich befahl „es ist kalt – zudecken!“ und dann sogleich die Decke zurechtrückte. Doch wäre ich ein Pflegefall, würde auch ich, ehrlich gesagt, lieber einen Satz hören wie „Nehmen Sie diese Decke, da können Sie sich reinkuscheln.“ Solche Worte klingen nämlich viel angenehmer und würden mir eventuell sogar ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn sich jemand so fürsorglich um mich sorgen würde, insbesondere, wenn ich ans Bett gefesselt und auf Gedeih und Verderb auf permanente fremde Hilfe angewiesen wäre. Nicht auszudenken für mich, wenn ich allein schon meine Eigenständigkeit hätte einbüßen müssen. Doch nachgedacht habe ich über solche Äußerungen, die ich für essentiell hielt, bislang nur wenig, und schon gar nicht darüber, wie diese meine Worte bei meinem Gegenüber ankommen. Würde ich meine eigenen Eltern von so jemandem wie mir betreuen lassen? Insbesondere, wenn mir gerade etwas über die Leber gelaufen ist? Bin ich trotz allen Ärgers noch immer professionell genug und kann Hilfebedürftige aufmuntern? Ich fragte mich: Wie begrüße ich einen Pflegebedürftigen? Wie sage ich Ihm gute Nacht? Verzichte ich auch mal auf einen Gruß, wenn ich schlecht drauf bin?
Doch Pflege ohne Reden funktioniert nicht. Dabei sollte der Pflegeberuf Gesundung, Linderung, Würde und Menschlichkeit mit sich bringen. Und gerade professionelle, einfühlsame Kommunikation – die auch das Zuhören umfasst – kann sich gesundheitsfördernd auswirken. Wie wichtig dabei neben den Worten Gestik und Mimik sind, wurde mir erneut vor Augen geführt als ich den Beitrag las. Laut Mantz ist ein Gesprächsprofi in der Lage, „starke Emotionen auch beim Anderen zu beruhigen“, „sucht seltener die Schuld beim Anderen“ und „kann ein hilfreicher Ansprechpartner im Beruf sein“. Laien hingegen urteilten rasch und gingen von sich aus.
Bleibt zu hoffen, dass wir alle an uns arbeiten und trotz weiter steigendem Arbeits- und Zeitdruck, schwindendem Personal und steigenden Anforderungen an die Sozialkompetenzen, Zeit und Elan finden, uns mehr Kompetenz im Dialog oder Gespräch und Sprachsensibilität anzueignen.