Mensch-Ärgere-Dich-Nicht spielen, altbekannte Lieder singen, Gespräche führen: Das alles kann soziale Betreuung in Senioreneinrichtungen sein. Doch es ist auch noch so viel mehr.
Mit steigendem Alter fehlt es Senioren oft an Alltagsstruktur und gesellschaftlichen Ritualen. So bleibt beispielsweise der Skatabend aus, weil der Weg zum Nachbarn mit dem Rollator zu kompliziert ist. Oder es fehlt Senioren ganz einfach an Kontakten, um sich zu verabreden, da viele Freunde schon verstorben sind. Bei solchen und vielen weiteren Situationen, die mit dem Alter zu Leerstellen werden, greift die soziale Betreuung ein: Sie bietet auf freiwilliger Basis ein Tagesprogramm. „Soziale Arbeit will beitragen, den Alltag strukturiert und begleitet zu gestalten“, sagt Susanne Bokelmann, Chefredakteurin der „Praxis: Soziale Betreuung“.
Das Betreuungsangebot soll das Wohlbefinden der Senioren steigern. „Denn ein klarer Tagesablauf bietet Sicherheit und Orientierung“, äußert sich die Pro-Pflege-Management-Akademie aus Bonn. Die Vorfreude auf das selbst gewählte Tagesprogramm liefert einen Grund zum Aufstehen – eine Aufgabe für den Tag. Dabei ist kein Programm wie das andere. Welchen Umfang die soziale Betreuung hat, zeigt sich bei genauerer Betrachtung der Angebote für die Einzel- und Gruppenbetreuung.
Einzelbetreuung: Das Individuum anregen
Für die Heerlein-Zindler-Stiftung bedeutet Einzeltherapie, die Sinneswahrnehmung der Senioren zu aktivieren, die Mobilität und Beweglichkeit zu fördern sowie geistige und motorische Fähigkeiten zu erhalten. Das Programm ist auf das Individuum abgestimmt und so vielseitig wie die Person selbst. Das reicht von einfachen Gesprächen, über Spaziergänge mit aktivierenden Trainingsübungen bis hin zur Biografiearbeit. „Persönliche Fähigkeiten oder Interessen können etwa mithilfe der Biographiearbeit wiederentdeckt und gefördert werden“, informiert die Pro-Pflege-Management-Akademie.
Die tiefgründigen Gespräche über die Vergangenheit der Senioren dienen nicht nur als Austausch, der positive Erinnerungen und Gefühle wecken kann. Auch als gezielte Gedächtnisübung, um die kognitiven Fähigkeiten zu stärken, dient die Aktivität. Vor allem für dementiell Erkrankte – die sich in der Gedankenwelt der Vergangenheit oft noch bestens zurechtfinden – ist die Einzeltherapie wertvoll. Sei es für gezielte Biographiearbeit oder anderweitiges Gedächtnistraining. „Die Erfolgserlebnisse sorgen für ein gesteigertes Selbstbewusstsein“, zeigt die Pro-Pflege-Management-Akademie den positiven Effekt auf.
Gruppenbetreuung: Soziale Interaktionen fördern
Soziale Betreuung findet aber nicht nur alleine statt. Besonders wertvoll sind für Senioren die Gruppenangebote. „Wir legen großen Wert auf soziale Integration und Teilhabe“, gibt die Heerlein-Zindler-Stiftung auf ihrer Website zum Thema an. Genau das kann Gruppenbetreuung liefern. Und zwar ohne dabei die Bedürfnisse des Einzelnen außer Acht zu lassen. „Deshalb gehen wir auf jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer individuell ein und berücksichtigen die jeweilige Biografie“, fügt die Stiftung hinzu. Soziale Betreuung soll schließlich Spaß machen und für alle Mitmachenden einen Mehrwert bieten. Nicht etwa überfordern oder gar unterfordern.
So können Senioren zum Beispiel gemeinsam in der Sitzgymnastik trainieren, im Singkreis altbekannte Lieder trällern, im Lesekreis die neusten Nachrichten austauschen, beim Bingo das Gedächtnis fördern oder beim gemeinsamen Kochen alte Lieblingsrezepte austauschen. Gruppenbetreuung ist breit gefächert. Somit auch die Wirkung der gemeinsamen Zeit: Je nach Programm fördert es die Senioren im motorischen, sprachlichen, kognitiven, sozialen oder im Wahrnehmungsbereich. „Dabei wird die Entstehung einer Gemeinschaft unterstützt, in der sich jeder angenommen fühlt und positive Emotionen im Zusammensein erlebt“, fasst Pro-Pflege-Management online zusammen. Das wirke Einsamkeit und Isolation entgegen.
Soziale Betreuung: Viel mehr als Entertainment
Soziale Betreuung ist also so viel mehr als nur Singen im Stuhlkreis. Es ist voneinander Lernen, Wertschätzen, zugehörig sein. Die sozialen Betreuungskräfte bringen Abwechslung und Freude in den oft tristen Alltag der Senioren. Die Programmpunkte variieren von Einrichtung zu Einrichtung. Sind aber immer so vielseitig, dass für jeden etwas dabei ist. Mit dem Hauptfokus, den Ältesten der Gesellschaft Lebensqualität zu geben, ihre Fähigkeiten zu aktivieren oder zu fördern und sie aktiv am Alltag teilhaben zu lassen.