Palliativmedizin hat sich auf die Fahne geschrieben, Patienten zu unterstützen und zu begleiten, damit sie den Rest ihrer Lebenszeit mit einer möglichst guten Lebensqualität verbringen können. Doch längst nicht jeder schwerkranke bzw. hochbetagte Patient kommt in den Genuss einer palliativmedizinischen Betreuung – so die grausame Wahrheit in deutschen Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Während in der Onkologie sogar eine S3-Leitlinie Palliativmedizin existiert, deren Ziel es ist, die bestmögliche Behandlung und Begleitung von Patienten mit einer unheilbaren Krebserkrankung zu ermöglichen, haben nicht krebskranke, altersschwache Patienten wesentlich schlechtere Karten, palliativmedizinisch betreut zu werden. Doch auch nicht-onkologische Patienten haben ein Recht darauf, in ihren letzten Lebensstunden angemessen betreut zu werden. Nur leider profitieren ältere Senioren ohne Krebserkrankungen selten von der Palliativmedizin, denn keiner denkt daran, ihnen Zugang zu palliativmedizinischer Versorgung angedeihen zu lassen. Hier wären Ärzte und Pflegepersonal gleichermaßen gefragt, den Stein ins Rollen zu bringen. Der Beginn palliativmedizinischer Maßnahmen sollte nicht an die Diagnose geknüpft sein oder sich an der Prognose orientieren, sondern an den Bedürfnissen der Patienten.
Des weiteren ist die Anzahl palliativmedizinischer Einrichtungen auf die Gesamtbevölkerung bezogen sehr knapp und der Bedarf an palliativmedizinischer Betreuung wird immer noch überwiegend anhand krebskranker Patienten geschätzt. Zudem lässt sich bei nicht-onkologischen Patienten die Prognose oft nicht so genau abschätzen, so dass der palliativmedizinische Bedarf hier leider meist zu spät erkannt wird. Bei Krebspatienten hingegen ist bei rascher Verschlechterung des Gesundheitszustandes in den letzten zwei bis drei Monaten eine palliativmedizinische Betreuung relativ klar angezeigt.
Nächstes Jahr findet in Berlin im März erneut der Deutsche Pflegetag statt, bei dem sich Interessierte der Pflegebranche treffen, um sich auszutauschen und die Zukunft der Pflege mitzugestalten. Dort werden sich zwei Thermen auch den „verschiedenen Ansätzen der Palliativpflege heute“ sowie „der Kontinuität in der sektorenüberreifenden Versorgung onkologischer Patienten“ widmen, nur leider steht auch hier erneut der Krebspatient im Fokus.
Eine stärkere Durchlässigkeit der Sektoren bei der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen, forderte anlässlich des Welthospiztages der Katholische Krankenhausverband Deutschland (kkvd). Nur wenn jedoch auch die Fachärzte nicht-onkologischer Disziplinen für die rechtzeitige palliativmedizinische Versorgung sensibilisiert werden, kann auch der palliativmedizinische Bedarf anderer Patienten rechtzeitig erkannt werden. Palliativversorgung könnte parallel zur kausalen Behandlung erfolgen und zeitweise intensiviert werden, wenn dies aus Patientensicht notwendig ist. Primäres Ziel ist dabei der Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebensqualität, nicht jedoch die Verlängerung der Lebenszeit.