Gut 1,2 Millionen Menschen arbeiten deutschlandweit in der Pflege. Und das trotz der schwierigen Bedingungen. Irgendetwas am Beruf muss die Fachkräfte also halten. Was Sonnenseiten der Pflege sein können und wie sinnstiftend der Beruf ist, erklärt Pflegekraft Limbang Jiemer-Rose, vom Seniorenwohnen St. Elisabeth in Schweinfurt im Interview.

pflege-today.de: Wie kamen Sie zum Pflegeberuf?

Limbang Jiemer-Rose: Von klein auf stand für mich fest, dass ich anderen helfen und in einem pflegenden Beruf arbeiten möchte. In meiner Heimat auf den Philippinen habe ich Hebamme gelernt und jahrelang werdende Mütter begleitet. 2014 bin ich nach Deutschland ausgewandert und habe mich nach vergleichbaren Jobs umgesehen. Durch ein Praktikum im St. Elisabeth kam ich zu meiner Ausbildung als Pflegehelferin und schließlich zur generalistischen Pflegeausbildung.

pflege-today.de: Wieso die Entscheidung für den Pflegeberuf nach der Auswanderung?

Jiemer-Rose: Ich liebe und lebe für die Pflege. Das ist, was ich schon immer mache und auch weiterhin machen möchte. Aufgrund des Fachkräftemangels ist es ein sehr sicherer Job, der zugleich örtliche Flexibilität und viele Aufstiegsmöglichkeiten mit sich bringt. So fördert die Chefebene in unserem Haus Mitarbeiter und bietet Weiterbildungsmöglichkeiten. Aktuell lasse ich mich zur Geronto-Fachkraft ausbilden, um Demenz noch besser zu verstehen. Und das kommt den Senioren zugute.

pflege-today.de: Es ist faszinierend zu hören, wie Sie den Pflegeberuf betrachten. Anstatt den Stress zu betonen, sehen Sie die Herausforderungen und Abwechslung darin. Können Sie uns mehr darüber erzählen, wie Sie mit den Belastungen des Arbeitsalltags umgehen?

Jiemer-Rose: Das hat alles etwas mit der eigenen Perspektive zu tun. Anstatt des Stresses entscheide ich mich zu sehen, dass der Job herausfordernd und abwechslungsreich ist. Kein Tag ist wie der andere und das macht ihn so interessant. Immer wieder werde ich vor neue Herausforderungen gestellt, durch die ich lernen und wachsen darf.

pflege-today.de: Welchen Stellenwert hat der Beruf in der Gesellschaft? Und welchen für Sie?

Jiemer-Rose: In den vergangenen Jahren hat der Pflegeberuf – meiner Meinung nach – an Ansehen gewonnen. Gerade durch Krisen, wie die Corona-Pandemie, zeigt sich, wer die Stützen der Gesellschaft sind. Wir brauchen Pflegekräfte und das wird zunehmend bewusst. Für mich persönlich ist der Beruf sinnstiftend. Menschen, die Hilfe benötigen, beizustehen und im Miteinander zu leben, ist für mich das Schönste. Das lässt mich abends zufrieden nach Hause gehen.

pflege-today.de: Sie sind im Jahr 2014 nach Deutschland gekommen. Hat Ihnen der Pflegeberuf bei der Integration geholfen?

Jiemer-Rose: Von den Kollegen wurde ich herzlich aufgenommen, habe viel Unterstützung erfahren und tolle Menschen kennengelernt, die eine ähnliche Lebensgeschichte haben. Auch die Senioren waren stets freundlich zu mir und haben mich mehr bei der Integration unterstützt, als sie wahrscheinlich wissen. Durch Unterhaltungen habe ich viele neue Wörter und Satzstrukturen gelernt. Gerne haben mich die Bewohner bei Fehlern verbessert, sodass ich jeden Tag besser Deutsch lernte. Die Nähe und der Kontakt, die der soziale Beruf mit sich bringen, haben mich motiviert, besser zu werden und dabei gefördert.

pflege-today.de: Was sind Ihre schönsten Momente im beruflichen Alltag?

Jiemer-Rose: Nach all den Jahren ist es schwierig, einen bestimmten Moment herauszusuchen. Da ich ein sehr sozialer Mensch bin, genieße ich es, mit anderen im direkten Kontakt zu stehen. So beispielsweise bei den Mitarbeiterfesten, bei denen ich mit Kolleginnen und Kollegen in lockerer Stimmung in Verbindung kommen kann. Oder aber bei Spaziergängen mit den Bewohnern in unserem Garten. Da erfahre ich mehr über die Einzelpersonen und es wird immer viel gelacht. Der Stress des Arbeitsalltags wird dann nichtig und es zählt nur noch das menschliche Beisammensein.

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