Damit das Gespräch mit Mitarbeitern und Kollegen gelingt
In der Pflege geht es oft stressig zu. Die Kommunikation mit Mitarbeitern und Kollegen bleibt da leider oft auf der Strecke. Dabei ist sie das A und O, um Missverständnissen in Arbeitsabläufen, als auch im Zwischenmenschlichen, vorzubeugen. Rhetoriktrainer Peter Flume gibt Tipps, wie die Gesprächsführung im Pflegealltag gelingen kann.
Klar kommunizieren
Viele Pflegekräfte kennen es: eigentlich hätte man schon Mittagspause, der Magen knurrt, doch ein weiterer Bewohner benötigt dringend Hilfe. Beim Sprinten von Zimmer zu Zimmer begegnen sich Fachkräfte auf dem Gang, wollen kurz ein paar Informationen austauschen und das Ganze endet im schroffen Wortwechsel. „Gerade wenn es schnell gehen muss und der Stresspegel hoch ist, sollten die Texte kurz, auf den Punkt und sachbezogen sein“, so Flume. Des Weiteren sei es wichtig, niemandem eine Schuld zuzuweisen, sondern rein aufgabenbezogen zu sprechen. „Außerdem hilft es, kurz den Stress rauszunehmen“, rät der Rhetoriktrainer.
Atmen hilft
Stressfreie Konversationen sind vor allem dann wichtig, wenn es um persönliche Aspekte geht. Doch wie gelingt es, den Stress kurz rauszunehmen? „Es gibt ein paar einfache Entspannungsübungen, die nicht mehr als ein paar Sekunden in Anspruch nehmen und trotzdem eine große Wirkung haben“, weiß der Nürtinger. Das Einfachste: die Augen schließen und drei Mal tief durchatmen. „Das heißt: auf keinen Fall unmittelbar reagieren, sondern erst einmal Abstand aufbauen. Tatsächlich ist der Fokus auf das Atmen etwas, das super hilft.“
Objektiv feedbacken vs. „Ich-Botschaften“
Dem Gegenüber ein Feedback zu geben, kann zukünftigen Abläufen zu Gute kommen. Das Feedback – vor allem bei negativer Bewertung – sollten Fachkräfte jedoch richtig formulieren, um eine Veränderung in die gewünschte Richtung zu bewirken.
„Um zu vermeiden, dass sich die Person persönlich angegriffen fühlt, sollte der Sprecher objektiv formulieren“, so Flume. Zusätzlich helfen Beispiele unterschiedlichster Situationen, um das Feedback zu begründen. „Dadurch erfährt der Beurteilte, dass es sich um wiederkehrende Muster handelt, die in unterschiedlichsten Momenten sichtbar werden. Er oder sie kann die Kritik so besser nachvollziehen, als wenn an einem Beispiel versucht wird, die Bewertung zu rechtfertigen.“ Ebenso auch bei positivem Feedback: Der Lobende sollte klar und objektiv auf der Basis von Beispielen feedbacken, was besonders lobenswert ist.
Hingegen in akuten Fällen, wie dem schroffen Ton des Kollegen zwischen Tür und Angel, macht es Sinn, in einer Ich-Botschaft mit ergänzter Wirkung zu formulieren. Zum Beispiel: Stefan, ich empfinde Deinen Ton als sehr aggressiv. Das macht mich wütend und ich fürchte, dass unser Gespräch unnötig eskalieren könnte. Generell rät Flume jedoch: „Erlaubt eurem Gesprächspartner, und auch euch selbst, sich einmal im Gespräch zu vergaloppieren. Nicht jedes Wort muss auf der Goldwaage landen.“
Zuhören und Beobachten
Zu einer guten Kommunikation gehört auch, Kollegen oder Mitarbeitern richtig zuzuhören und auf Körpersprache zu achten. „Wenn ich selektiv zuhöre und nicht beobachte, wie der Körper des anderen dessen Worte untermalt, reagiere ich nur auf Reiz- oder Schlüsselworte“, verdeutlicht der Rhetoriktrainer. Diese Worte spiegeln eher die eigene Wirklichkeit und Interpretation wider als die Aussage des Anderen. „Mit dem richtigen Zuhören und Beobachten steht oder fällt also ein Austausch.“
Innere und äußere Haltung
Beim Gespräch mit Kollegen sind Interesse und Respekt für die Meinung des anderen essenziell. Das gilt noch mehr, wenn die Personen nicht die gleiche Ansicht teilen. „Wichtig ist die innere Haltung, an den Worten des Gegenübers wirklich interessiert zu sein“, weiß Flume. Ansonsten kann sich ein als Gespräch geplanter Austausch schnell zur Debatte entwickeln. „Da geht es nicht mehr um ein erfolgreiches Miteinander, sondern darum, die eigene Meinung darzulegen.“ Als aktuelles Beispiel nennt der Rhetoriktrainer die Impf-Debatte rund um Covid-19.
Die äußere Haltung betrifft hingegen das Auftreten. „Um ein Gespräch zu führen, muss ich dem Gegenüber zugewandt sein“, so der Rhetoriktrainer. Er rät, verbindlich den Blickkontakt suchen, bewusst Pausen zu setzen und dem Gesprächspartner so die Chance geben, das Gesagte zu verarbeiten und passend zu reagieren.