Gartengestaltung im Pflegeheim

Wie basale Stimulation im Freien funktioniert

Niemand muss auf den nächsten Valentinstag warten, um zu sehen wie frische Blumen auf Geist und Seele wirken. Sei es eine Rose, ein Kirschbaum oder ein herkömmlicher Löwenzahn – Pflanzen regen durch Farben und Gerüche die Sinne an. Und ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen.

Bunte Gärten bieten jedoch mehr als nur Wohnraum für Pflanzen und Tiere. Als Multitasker bieten sie Rückzugsorte und Raum sich zu begegnen. Außerdem sorgen sie dafür, dass wir uns bewegen und die Vorgänge der Natur unterhalten ihre Bewunderer. Was Pflegeheime herausfordert, ist eine Gartengestaltung, die aufeinander abgestimmt und auf die Bewohner angepasst ist.

Ein Garten regt an

Ein Beispiel für kreative Gartengestaltung ist der Sinnesgarten des Seniorenzentrums St. Gerhardus.

 Wie der Name vermuten lässt, besteht das Ziel darin, Sinne anzuregen. „Unser Leitgedanke ist einen Ort für Bewohner und Durchgangsort für Anwohner zu bieten“, erklärt Kerstin Struwe, Leiterin des sozialen Dienstes der Einrichtung. Die Außenanlage ist zu jeder Zeit begehbar, für Bewohner und Pflegekräfte. So wirkt sich der natürliche Lebensraum qualitativ auf den Alltag aus. Gartengestaltung im Pflegeheim


Kerstin Struwe, Leiterin des sozialen Dienstes der Einrichtung

Doch was konkret sollte ein Garten für Senioren zu bieten haben?

Sicherheit und zugänglich

Wenn es darum geht, einen Ort für Senioren zu erschaffen, ist ein wichtiger Aspekt, die Wege gut begehbar und barrierefrei zu gestalten. Nur so kann jeder von der Anlage profitieren. Das St. Gerhardus hat beim Bau des Rundweges darauf geachtet, Stationen zu installieren, an denen sich Besucher ausruhen können. Der Weg ist so geführt, dass auch Rollstühle fahren können. Liegt ein Pflegeheim nah am Straßenverkehr, ist es sinnvoll, eine Hecke um den Garten zu pflanzen. So sinkt der Geräuschpegel und ein behüteter Rahmen entsteht.

Begegnungsort sein

„Es geht uns darum, den Garten offen zu gestalten“, erzählt die Leiterin und Seelsorgebeauftragte des Zentrums. Der Park, welcher das gesamte Seniorenzentrum umspielt, wird von Jung und Alt genutzt. Auf organische Weise ermöglicht er, dass sich verschiedene Generationen begegnen und austauschen. Ansprechend für Jugendliche und Kinder sind vor allem an heißen Tagen ein großer Teich, Strandkörbe und Bänke. Außerdem gehören eine Vogelvoliere, ein vielseitiger Baumbestand und Sportgeräte zur Anlage. Die diversen Angebote bieten Input für jedermann.

Motivieren mitzugestalten

Früher war die Parkanlage des St. Gerhardus ein Klostergarten. Heute lässt sich in den Hochbeeten des Gartens Obst und Gemüse finden, im Frühjahr etwa Salat. In einem Eck entsteht ein Frühbeet. Sei es beim Säen, Pflanzen, Ernten oder beim späteren Verarbeiten – Senioren freuen sich darüber, mit anzupacken und helfen fleißig mit. „Sie lassen sich besonders gut motivieren, wenn ihre individuellen Fähigkeiten gefragt sind“, unterstreicht Struwe. Das Zentrum hat Angebote in den Alltag der Bewohner integriert, um dieses Ziel umzusetzen. So können handwerklich geschickte Rentner etwa ein Insektenhotel basteln. Wer lieber die Erde umgräbt und Unkraut zupft, kann am Hochbeet werkeln. Solche Aktivitäten bereiten Spaß und verschönern den Garten. Bei der Grünanlage wird zudem auf Gemeinschaft gesetzt: Die Einrichtung motiviert, dass neben Heimbewohner auch Angehörige, Nachbarn und weitere Naturfreunde mitwirken.

Mobilität stärken

Grundsätzlich regt ein ausgebauter Außenbereich dazu an, im Alltag mehr draußen zu sein. Zusätzlich zu (Rund-)Wegen, können Bewegungsstationen und Sportgeräte dafür sorgen, dass sich Senioren mehr bewegen. Zum Angebot des Parks gehören Beintrainer, die vor Sitzbänken angebracht sind, sowie Installationen, die Arm- und Rückenmuskulatur stärken. „Die Geräte werden gerne und viel genutzt“, erzählt Struwe. Die Vitalität der Bewohner ist wichtig und sollte besonders draußen unterstützt werden.

Hier haben wir für Sie die wichtigsten Dinge zusammengefasst:

  • Außenanlagen für Senioren müssen stets barrierefrei und sicher sein.
  • Eine gute Gartengestaltung sollte ein attraktives Angebot vorweisen, das Bewohner und Anwohner gerne nutzen. Dadurch können sich die Generationen niederschwellig kennenlernen und austauschen.
  • Senioren sollte es möglich sein, beim Bau der Gartenanlage mitzubestimmen und vor allem mitzugestalten. Schließlich wird sie vordergründig für die Heimbewohner konzipiert.
  • Die Mobilität von Senioren ist bedeutend. Gymnastikgeräte und Wege laden zu mehr Bewegung ein.

Struwe erklärt, dass die Gartenanlage in der Pandemie ein echtes Geschenk ist: „Zu Beginn von Corona, im Frühjahr 2020, waren wir dankbar und froh über unsere Anlage. Mit einzelnen Bewohnern und unter Beschränkungen können wir sie nutzen. Das sorgt dafür, dass die Senioren aktiv bleiben“.

Die Leiterin des sozialen Dienstes freut sich am Ausblick aus ihrem Fenster (ihr Büro befindet sich im dritten Stock). Sie erzählt, dass selbst bei schlechtem Wetter viele Senioren vor die Tür gehen und den Außenbereich nutzen. Denn frische Luft tut immer gut.

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2 comments

  1. Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen

  2. Elma Stolz

    Mit Interesse habe ich den Artikel gelesen und Eindrücke zum Umsetzen gewonnen.