Selbstmobilisation: So gelingt es, sicher anzuleiten

Bewohner von Altenheimen bewegen sich oft zu wenig. Viele Senioren sind bettlägerig, was die Vitalität weiter eingeschränkt. Dabei ist das Bewusstsein gestiegen, wie wichtig Bewegung ist – vor allem für Ältere.

Eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt das deutlich. Zum Beispiel können Senioren, die sich moderat und regelmäßig bewegen, Osteoporose, Gebrechlichkeit und Fälle vorbeugen. Aber Selbstmobilisation verbessert nicht nur die Gesundheit, sondern steigert ebenfalls das Selbstbewusstsein. Fünf Praxis-Tipps erklären, wie sich Heimbewohner wieder besser bewegen lernen:

  • Das Drei-Schritte-Programm

Prof. Dr. Angelika Zegelin ist Expertin, wenn es um die Bewegung von Senioren in Heimen geht. „Pflegebedürftige fühlen sich oft nicht mehr gebraucht und reagieren mit Resignation und Antriebslosigkeit“, erklärt die Pflegewissenschaftlerin. Fachkräfte können dem entgegenwirken, indem sie zur Agilität anregen.


Prof. Dr. Angelika Zegelin ist Expertin, wenn es um die Bewegung von Senioren in Heimen geht

Um Senioren, die kaum mobil sind, zu motivieren, hat sie ein Drei-Schritte-Programm entwickelt. Kern dieser Methode besteht darin, Bewohner die letzten drei Schritte zum Ziel selbst gehen zu lassen. Das kann etwa auf dem Weg zum WC oder Bett sein. Zegelin empfiehlt diesen Vorgang bei jedem Transfer, das heißt acht- bis zehnmal täglich. Natürlich können Pflegerinnen aushelfen. Sobald sich Bewohner an den Ablauf gewöhnen, implementiert sich die Bewegung wie von selbst. Das Prozedere hat dadurch einen großen Effekt, besonders auf lange Sicht.

  • Beweggründe schaffen

Bewegung braucht Gründe. Diese können unbewusst sein. Dennoch gibt es häufig einen Anlass, der zu Mobilität führt. Dieses Prinzip gilt auch für Senioren. Wenn Fachkräfte sie ermutigen möchten, aktiver zu sein, müssen sie Gründe für Bewegung schaffen. Zegelin rät, auf persönliche Interessen einzugehen. Laut der Expertin ist eine Vielfalt von Angeboten nötig, die Gründe zur Bewegung schaffen.

Finden sich im Haus etwa einige Senioren, die sich für Gartenpflanzen begeistern, kann die soziale Einrichtung das mit einfachen Mitteln fördern. Zegelin ermutigt ferner dazu, „kleine Ämter“ zu schaffen. „Postaustragen, Patenschaft, Festausschuss, Tierpflege oder Pflanzenverantwortung“, sind Beispiele, die sie anbringt. So würden Bewohner in ihren Fähigkeiten bestätigt, wenn ihnen eine Funktion gegeben würde. Das motiviert und vermittelt das Gefühl des Gebrauchseins.

Fehlt Zeit oder Energie für solche Taktiken, können Betreuungskräfte auf spontanere Beweggründe zurückgreifen. Muss der Senior sowieso ins Bad, kann die Fachkraft Mobilität erhöhen, indem sie davor mit ihm zum Fenster geht, um etwas zu zeigen.

  • Bettbedienung

Neben dem Engagement des Pflegepersonals gibt es weitere Chancen, Mobilität zu fördern. Die Bettbedienung SafeLift von Wissner-Bosserhoff etwa ist ein Exempel für neue Technologien, die erkannt haben, wie wichtig Selbstmobilität ist. Die Position von SafeLift kann der Bewohner am Bett individuell einstellen. Die Technik bietet sicheren Halt beim Aufrichten und Aufstehen sowie eine bessere Orientierung in der Nacht. Pflegepersonal wird ebenfalls entlastet, da durch die einfache Bedienung weniger Aufwand zur Bettverstellung oder Ähnlichem entsteht.

  • Monitoring

Beim Monitoring geht es um den systematischen Zugang zur Bewegung einzelner Heimbewohner. Fachkräfte stellen sich in regelmäßigen Abständen Fragen wie:

  • Welche Bewohner sind unfähig zum Selbsttransfer?
  • Wie hat sich die Bewegung von Bewohner X in den zurückliegenden Wochen verändert?
  • Was können wir tun, um die individuelle Mobilität des Bewohners zu fördern?

Diese Fragen helfen, einen Überblick zu erhalten und gezielter an vermeintlichen Problemen zu arbeiten. Ein Beispiel: Wenn eine Bewohnerin im Stande wäre sich mehr zu bewegen, aber unmotiviert ist, kann das Fachpersonal an den Beweggründen feilen. Diese Fragen könnten in dem Fall helfen:

  • Was würde diese Bewohnerin aus dem Zimmer locken?
  • Wo liegen ihre Interessen und wie können wir diese mit Bewegung verbinden?
  • Mit wem kann ich zusammenarbeiten, um die Mobilität der Bewohnerin zu fördern?
  • Problem kommunizieren

Pflegende haben oft den Wunsch, Bewohner zu mobilisieren, finden allerdings nicht die nötige Zeit dafür. Pflegeexpertin Zegelin rät, Angehörige einzubinden. So können Pflegerinnen den Kindern des Seniors zeigen, wie sie ihm aus dem Bett helfen. Wenn der Pflegende besorgt ist, der Bewohner sei antriebslos, kann eine Physiotherapie helfen. Mit Beobachtung und Monitoring können Pfleger Probleme erkennen und, mit der nötigen Hilfe, beheben.

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