Am 15. Juni ist Welttag gegen die Misshandlung älterer Menschen
„Todesengel in Weiß“ sind selten, Aggression in der Pflege hingegen ist alltäglich: Nicht immer handelt es sich dabei um Schläge oder wüste Beschimpfungen. Obwohl auch solche Fälle vorkommen.
Zwei Drittel der Pflegekräfte geben zu, sich gegenüber Heimbewohnern schon mindestens einmal problematisch verhalten zu haben. So eine Studie von Thomas Görgen, Professor für Kriminologie an der Deutschen Hochschule der Polizei. Vor allem Gewalt durch das Unterlassen von Handlungen ist im Pflegesektor weit verbreitet. So liegen sich Bettlägerige wund, weil das Pflegepersonal sie nicht regelmäßig lagert. Medikamente stellen Bewohner ruhig und die tägliche Körperhygiene auf der Demenzstation fällt mangels Zeit aus.
Doch das Spiel funktioniert auch anders herum. Gewalterlebnisse gehören für viele Pflegekräfte zum Alltag. „Ich bin gelernter Bau-und Möbeltischler. Weder Holz noch Kunden haben mich jemals gekratzt, bespuckt oder sexuell belästigt.“, berichtet Manfred Borutta süffisant. Der 56-Jährige ist heute Professor für Gerontologie an der Katholischen Hochschule NRW. Viel zu oft stünden nur Fehltritte von Mitarbeitern im Fokus. Um Gewalt in der Pflege erfolgreich einzudämmen, müsse in den Einrichtungen ein Umdenken stattfinden.
Pflegekräfte bewegen sich täglich in einem hochsensiblen Geflecht zwischenmenschlicher Beziehungen. Streit mit Kollegen, Zeitdruck und Überbelastung: All diese Faktoren können die Qualität von Pflege mindern. Und zu Kurzschlussreaktionen bei Pflegenden führen.
Dieser Beitrag enstand in Zusammenarbeit mit dem Online-Magazin „Die Pflegebibel“ auf dem Sie weitere interessante Beiträge rund um das Thema Pflege finden.
Manfred Borutta
Nach seiner Ausbildung zum Bau-und Möbeltischler, absolvierte Borutta als 20-Jähriger seinen Zivildienst in der Altenpflege. Dort sammelte er seine ersten Erfahrungen mit Macht und Ohnmacht in der Pflege und beschloss Altenpfleger zu werden. Sieben Jahre arbeitete er als Altenpfleger und stellvertretender Wohnbereichsleiter mit gerontopsychiatrisch veränderten und alkoholkranken alten Männern. Von 2000 bis 2008 studierte der dreifache Vater Pflegemanagement und Pflegewissenschaft in Köln und Vallender. Heute ist der 56-Jährige Professor für Gerontologie an der Katholischen Hochschule NRW.
Weiterführende Links:
Grundregeln für den Umgang mit Gewalt in der Pflege vom Zentrum für Qualität in der Pflege: http://www.pflege-gewalt.de/professionell_Pflegende_Artikel/grundregeln-fuer-den-umgang-mit-aggression-und-gewalt-in-der-pflege.html
Telefonnummern für den Notfall vom Zentrum für Qualität in der Pflege: http://www.pflege-gewalt.de/akute_notsituation.html