Die meisten Menschen glauben, im Alter entweder in der eigenen Häuslichkeit mit starker Unterstützung der eigenen Angehörigen oder aber in einem Alten- / Seniorenheim den (späten) Lebensabend verbringen zu müssen. Innerhalb der letzten Jahre entstanden jedoch immer vielfältigere Versorgungsformen und damit ein immer breiteres Angebot. Auch die Gestalt der häuslichen Pflege verändert sich mit zunehmendem Verständnis für die Situation von Betroffenen und pflegenden Angehörigen. Innerhalb dieses Blogeintrags sollen verschiedene (neuartige) Versorgungsformen und Veränderungen in der klassischen Versorgungsform in der eigenen Häuslichkeit unter Mithilfe der Angehörigen und professionellen Anbietern dargestellt werden. Einige der als „neuartig“ dargestellten Formen bestehen bereits seit einiger Zeit, sind jedoch teilweise nur wenigen bekannt. Eine Übersicht über die Pflegedienste, -heime, u.ä. können Sie zumeist bei Ihrer Stadtverwaltung oder Pflegeberatungen erhalten. Auch Ihre Pflegekassen unterstützen Sie bei der Organisation der pflegerischen Versorgung. Ein kurzer Anruf genügt zumeist, um weitere Informationen zu erhalten.
Die größten Herausforderungen für ältere Menschen stellt zum einen ein eingeschränktes soziales Umfeld dar. Die vielfach veränderten Familienverhältnisse, zum Beispiel Kinder, welche weit entfernt wohnen und das Ableben von Freunden und bekannten Nachbarn schränken die Frequenz von sozialen Kontakten mit Vertrauenspersonen stark ein. Wenn noch eine Pflegebedürftigkeit entsteht, sinkt ebenfalls die Mobilität und damit auch meist die Autonomie. Die vorgestellten Versorgungsformen werden daher vor allem bezüglich dieser Faktoren betrachtet. Lesen Sie nun Teil 1 zu neuen Trends in der häuslichen Pflege.
Betreutes Wohnen beugt Einsamkeit vor
Eine wohl sehr bekannte Versorgungsform ist das betreute Wohnen. Dies bietet zum einen die Möglichkeiten, direkt Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch zu nehmen, wie etwa bei der Grundpflege. Viele, vermutlich sogar die Mehrheit der Wohneinrichtungen bieten ferner Betreuungsmöglichkeiten an, um eine soziale Vereinsamung zu verhindern. Die Einrichtung organisiert beispielsweise gemeinsames Kaffee trinken oder gemeinsame Ausflüge.
Beim betreuten Wohnen wird eine gewisse Selbständigkeit vorausgesetzt und der Fortschritt von verschiedenen Krankheiten einschließlich neurologischer Erkrankungen (wie Demenz) kann nur bedingt versorgt werden. Eine Betreuung zum Beispiel für die Finanzen schließt eine Versorgung in einem betreuten Wohnen aber keinesfalls aus.
Wie bereits beschrieben erfolgt die Versorgung meist auch durch einen angeschlossenen Pflegedienst (natürlich darf der Pflegedienst auch in einem betreuten Wohnen frei gewählt werden). Je nach Pflegedienst können aus Erfahrung bis zu vier Einsätze pro Tag realisiert werden. Damit lässt sich ein Leben im betreuten Wohnen auch bei fortschreitender Erkrankung realisieren. Sollte jedoch ein größerer Bedarf entstehen, wird es meist schwierig, die Versorgung innerhalb des betreuten Wohnens sicherzustellen.
WGs von professionellen Anbietern können auch höheren Bedarf versorgen
WGs in Zusammenarbeit mit professionellen Anbietern können auch weitreichende Versorgungssituationen darstellen. Innerhalb der WGs leben mehrere Personen zusammen und teilen sich eine Wohnung. Entweder hat dabei jede Person ein eigenes Zimmer, oder aber es werden mehrere Personen in einem großen Wohnraum versorgt. Letzteres findet sich vor allem bei beatmeten Personen. Die hauswirtschaftliche Versorgung und die soziale Betreuung können bei dieser Wohnform sehr gut in der Wohnung erfolgen. Dies gewährt auch, dass Personen nur mit einem sehr begrenzter Kreis an Menschen konfrontiert werden (u.a. wichtig bei einer Grunderkrankung Demenz).
Typische Personenkreise sind also Personen mit beginnender Demenz oder körperlichen Einschränkungen wie Querschnittslähmungen, wobei letztere natürlich auch in einer eigenen Wohnung wohnen können.
Bei professionell begleiteten WGs ist eine Person ständig ansprechbar. Es gibt auch WGs, welche von einem ambulanten Pflegedienst nur stundenweise bzw. tätigkeitsbezogen (z.B. zur morgendlichen Grundpflege) begleitet werden.
Demenzdörfer als neuer Versuch in Deutschland
Die bisher aufgezeigten Versorgungsformen schränken sich nicht auf die Versorgung bestimmter Krankheitsbilder ein. Natürlich können sich die jeweiligen Einrichtungen spezialisieren, generell können die Formen aber alle Krankheitsbilder abdecken. Die wohl neueste Versorgungsform spezialisiert sich jedoch ausschließlich auf den Personenkreis der Demenzerkrankten und versucht dabei, die typischen Probleme im alltäglichen Leben zu meistern. Das Demenzdorf an sich ist ein gewisser Bereich, in der alle Bedürfnisse gedeckt werden können (wie einkaufen, Haare schneiden, etc.) – jedoch jeweils begleitet bzw. überwacht durch das dort tätige Personal und eingeschränkt durch einen Zaun am Rande des Gebietes. Eine ausführliche Darstellung des Demenzdorfes in der Nähe von Hameln finden Sie hier.
Die Versorgungsform des Demenzdorfes ist in Deutschland bisher wenig verbreitet und daher lässt sich wenig über die Versorgungsform sagen. In anderen Ländern, wie etwa in Holland ist sie etwas verbreiteter und zeigt sehr positive Ergebnisse für die dort lebenden Menschen mit Demenz.
Über den Autor:
Dominik Bruch ist Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaftler (B.A.) und Versorgungsforscher (Health Service Research, M.Sc.). In seinem Arbeitsleben arbeitet er hauptsächlich als stellv. Pflegedienstleitung in einem ambulanten Pflegedienst. Gut zu erreichen ist er vor allem über Twitter unter @BruchDo.
Weitere Artikel von Dominik Bruch finden sich auch im Blog Station24.de