Verletzungen durch Stürze kosten Krankenkassen jedes Jahr Milliarden. Ältere Patienten erholen sich möglicherweise nie wieder richtig von den Folgen und sind für den Rest ihres Lebens auf Hilfsmittel angewiesen. Dabei lässt sich das Sturzrisiko durch geeignetes Training erheblich senken.

Neben Prellungen, Schürfwunden oder Knochenbrüchen sind häufig Kopfverletzungen die Folge.

Diesen Umstand entdeckten kanadische Forscher durch Zufall: Videokameras, die in Pflegeeinrichtungen zum Schutz vor Dieben angebracht wurden, zeichneten über 1000 Stürze auf [Link: http://www.cbc.ca/news/health/slips-in-nursing-homes-not-biggest-cause-of-falls-videos-show-1.1258212]. Das Material zeigt, dass sich gebrechliche Personen bei Stürzen häufig den Kopf anschlagen. Die altersbedingt schwachen Reflexe reichen häufig nicht aus, um den Kopf im Fallen effektiv zu schützen. Die Senioren ziehen sich dabei zum Teil schwere Verletzungen zu. Außerdem belegten die Videoaufzeichnungen, dass Senioren häufig nicht fallen, weil sie ausrutschen, sondern weil sie stolpern oder ihr Gewicht falsch verlagern.

Senioren, die zuhause leben und nicht komplett gebrechlich sind, können durch regelmäßiges Kraft- und Balancetraining die Sturzwahrscheinlichkeit um ein Viertel reduzieren“, berichtet Killian Rapp. Bei intensivem Training über einen längeren Zeitraum lasse sich das Risiko sogar um bis zu 40 Prozent senken. Wie das Training im Einzelnen aussieht, hängt vom Fitnessgrad der Patienten ab. Erfolgreiche Ansätze gibt es viele. Manche ähneln Kinderspielen, andere setzen auf klassische Übungen wie Kniebeugen und Treppensteigen. Selbst mit Alltagstätigkeiten lässt sich manches Programm verknüpfen. Dann werden die Zähne zur Abwechslung auf einem Bein geputzt, um den Gleichgewichtssinn zu schulen.

Das Schöne: Niemand ist zu alt, um mit dem Anti-Sturz-Training anzufangen. „Jeder kann das eigene Gleichgewichtssystem trainieren, egal ob er Leistungssportler oder Couch-Potato war“, sagt der Mitbegründer der Bundesinitiative Sturzprävention [Link: http://www.dtb-online.de/portal/gymwelt/aeltere/sturzprophylaxe/bundesinitiative-sturzpraevention.html] Erwin Scherfer. Wichtig seien einfache Übungen und dass Trainingseinheiten regelmäßig unter Aufsicht stattfinden, um im Zweifelsfall Bewegungen zu korrigieren. „Allerdings reicht ein wöchentlicher Kurs nicht aus“, mahnt Rapp. Der Mediziner empfiehlt Sturzgefährdeten zwei bis drei Mal in der Woche zu trainieren. „Um den Muskelaufbau und die Balance zu fördern“, führt der 52-Jährige aus, „sollten Trainierende an ihre Grenzen gehen und den Schwierigkeitsgrad der Übungen über die Zeit langsam erhöhen.“

Sportliche Angebote fehlen oft

Noch fehlen in weiten Teilen der Bundesrepublik sportliche Angebote für sturzgefährdete Senioren. Deshalb entwickelten Kilian Rapp und seine Kollegen vom Robert-Bosch-Krankenhaus die TrittsicherBewegungskurse [Link: http://www.trittsicher.org/willkommen]. In Kooperation mit den Landfrauen werden diese Kurse speziell in ländlichen Gebieten angeboten. Getragen wird die Kampagne von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Insgesamt werden bereits 400 Kurse angeboten. Die Übungsleiter, die eine spezielle Weiterbildung zur Sturzprävention erhalten, stellt der Deutsche Turner-Bund. Knapp 700 dieser Weiterbildungen hat das Robert-Bosch-Krankenhaus schon durchgeführt.

Neben regelmäßigen sportlichen Aktivitäten, können kleine Veränderungen im Alltag die Sturzgefahr minimieren. Sei es die Teppichkante, das Kabel des Fernsehers oder der Einstieg in die Dusche, mit wenig Aufwand lassen sich viele Stolperfallen in den eigenen vier Wänden beseitigen. Bewegungsmelder oder ein Nachtlicht erleichtern den nächtlichen Toilettengang. Griffe an den richtigen Stellen im Bad und an der Toilette helfen dabei aus der Dusche zu steigen oder sich auf das Klo zu setzen. Festes Schuhwerk oder Rutschsocken verschaffen auch auf glatten Fliesen Halt. Wer wackelig auf den Beinen ist und gleichzeitig schlecht sieht, dem ist der regelmäßige Besuch beim Augenarzt zu empfehlen, damit die  Brille der schwindenden Sehstärke anpasst werden kann.
Manche Medikamente erhöhen die Sturzgefahr, weil sie Schwindel verursachen oder den Gleichgewichtssinn durcheinanderbringen. Dazu zählen beispielweise Schlafmittel, Antidepressiva oder Neuroleptika. „Wir raten unseren sturzgefährdeten Patienten vorsichtig mit diesen Medikamenten umzugehen“, sagt Experte Rapp, „und nach Möglichkeit auf Schlafmittel zu verzichten.“
Weiterführende  Angebote der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Link: http://www.bzga.de/infomaterialien/gesundheit-aelterer-menschen/
Gleichgewicht und Kraft – Einführung in die SturzpräventionBestellnummer: 60582360 Gleichgewicht und Kraft – Das Übungsprogramm – Fit und beweglich im AlterBestellnummer: 60582359

 

Wir bedanken uns beim Team von „Die Pflegebibel“ für diesen Beitrag

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