Neue Lebensinhalte finden nach der Pensionierung

Viele Erwachsene machen sich zwar frühzeitig Gedanken über die finanzielle Absicherung im Alter, aber sehr viel weniger Menschen bereiten sich darauf vor, wie sie nach der Pensionierung ihren Alltag verbringen wollen. Dabei bietet dieser neue Lebensabschnitt eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten – umso mehr, seit die Menschen durchschnittlich immer länger leben und dabei länger gesund bleiben. Im zweiten Blogbeitrag zu diesem Thema möchten wir weitere Ideen vorstellen und Anregungen für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung im Rentenalter geben:

Gesellschaftliches Engagement für eine Sache, die es Ihnen wert ist

Möchten Sie sich über Ihre Hobbys hinaus für die Gesellschaft engagieren und für eine bestimmte Sache einsetzen bieten sich Ihnen viele Möglichkeiten, das zu tun. Übernehmen Sie Vereinsämter oder werden Sie politisch aktiv in einer Partei oder der Lokalpolitik. Engagieren Sie sich ehrenamtlich in der Seelsorge in Krankenhäusern, Kirchengemeinden, für Flüchtlinge, Obdachlosen-Tafeln, in Kulturvereinen oder in Tierheimen.

Bleiben Sie wissbegierig – bilden Sie sich weiter

Was wollten Sie immer schon einmal lernen oder herausfinden? Welche Themenbereiche interessieren Sie ganz besonders? Welche Zeitungen und Magazine würden Sie gerne öfter lesen?Stöbern Sie in Ihrer Stadtbibliothek nach spannenden Sach- und Fachbüchern, die Sie interessieren. Gegen eine geringe (Halb-)jahresgebühr können Sie sich so viele Bücher und Medien ausleihen, wie Sie möchten. Besuchen Sie Museen und Ausstellungen zu Themen, die Sie interessieren. Mit rund 6.000 Museen deutschlandweit haben Sie die Qual der Wahl.

Auch die in ganz Deutschland vertretenen Kreisvolkshochschulen bieten eine beeindruckende Vielfalt an Kursen an, in die Sie sich einschreiben können – egal, ob Sie eine neue Fremdsprache, Gitarre spielen, tanzen, töpfern oder Meditationstechniken lernen wollen – für jeden ist etwas dabei. Das aktuelle Kursprogramm ihrer örtlichen Kreisvolkshochschule findet sich im Internet oder liegt häufig auch in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen aus. Alternativ können Sie sich auch im Internet mithilfe von Lehrvideos in den verschiedensten Wissensbereichen weiterbilden.

Viele Universitäten bieten mittlerweile Lehrveranstaltungen speziell für Senioren an. Dabei variieren die Veranstaltungsformate von Universität zu Universität teils erheblich: Während Senioren in vielen Universitäten als Gasthörer in den regulären Vorlesungen sitzen dürfen, gibt es in Frankfurt am Main eine Universität des 3. Lebensalters einzig für Senioren. Als Voraussetzung für das Studium wird nur Wissensdurst und die Lust, sich mit spannenden Fragestellungen auseinanderzusetzen gefordert – kein Abitur. Zur Wahl stehen viele verschiedene Vorlesungen aus einer Reihe unterschiedlicher Disziplinen wie der Philosophie, Geschichte, Politik, Psychologie, den Wirtschaftswissenschaften, Literaturwissenschaften, der Theologie oder der Gerontologie. Auch an vielen anderen Universitäten, wie beispielsweise der TU Dortmund, wo man sich mit dem Studium sogar für nachberufliche Tätigkeiten qualifizierenden kann, an der RWTH Aachen, wo man – wie bei fast allen Angeboten für Senioren – ganz ohne Leistungsdruck studiert, der Universität Bielefeld mit ihrem Studienangebot für über 50-jährige, den Universitäten Göttingen, Mannheim und der Ludwig-Maximilians-Universität München oder der Universität Leipzig, wo jedes Semester rund 500 Senioren das Angebot aus 200 Lehrveranstaltungen nutzen, gibt es ähnliche Angebote für wissbegierige Senioren. Eine Übersicht, in welchen weiteren Städten in Deutschland und Österreich ein Seniorenstudium möglich ist, bietet die Website https://bildung-ab-50.de/seniorenstudium-nach-orten/.

Lebens- und Berufserfahrung an jüngere Generationen weitergeben

Mit zunehmendem Alter verfügt man über eine Lebenserfahrung und Weitsicht, die man sich als junger Mensch manches Mal gewünscht hätte. Um seine Erfahrung vielleicht zumindest der heutigen jungen Generation bei einigen wichtigen Entscheidungen zur Verfügung stellen zu können, gibt es mancherorts Programme, durch die genau das ermöglicht werden soll. Ein Beispiel hierfür ist die Ausbildung zu SeniorTRAINERinnen, die in Rheinland-Pfalz angeboten wird.

In diesem Programm können Ältere ihre Erfahrungen und Kompetenzen ehrenamtlich in einem selbstgewählten Bereich einbringen und ihr vielfältiges Wissen aus unterschiedlichen Lebenskontexten an andere weitergeben. Dabei engagieren sich die SeniorTRAINERinnen im Gemeinwesen als Brückenbauer in ganz unterschiedlichen Altersstufen und Tätigkeitsbereichen. Sie organisieren beispielsweise den Schülermittagstisch in einem Mehrgenerationenhaus, organisieren ökologische Exkursionen, unterstützen junge Menschen als Berufswahlpate bei der Berufswahl, engagieren sich in der Arbeit mit Migranten oder geben Sprach- und Computerunterricht. Bis zum Jahresende 2016 wurden dazu in Rheinland-Pfalz bereits mehr als 470 SeniorTRAINERinnen ausgebildet (für mehr Informationen: http://www.seniortrainer-rlp.de). Vielleicht gibt es ähnliche Projekte auch in Ihrer Nähe?

Manche Menschen gehen in Ihrem Beruf so sehr auf, dass Sie auch nach Erreichen des Pensionsalters gerne weiterhin arbeiten möchten. Auch die materiellen Vorteile, die ein zusätzliches Einkommen bietet, spielen bei einigen eine Rolle, wenn Sie sich dafür entscheiden, in Teilzeit weiterzuarbeiten. Immer mehr Unternehmen erkennen den enormen Wissens- und Erfahrungsschatz, über den ihre ältesten Mitarbeiter verfügen, und möchten ihnen darum die Möglichkeit geben, ihr Wissen weiterhin einzubringen und an andere Mitarbeiter weiterzugeben. Viele Firmen entwickeln dafür spezielle Arbeitszeitmodelle für Senioren.

Eine ganz andere Möglichkeit, zu einem gewissen Teil weiter zu arbeiten und dabei aber kostengünstig die Welt und andere Kulturen entdecken zu können, bietet ein ganz besonderes Programm, das es lebenserfahrenen Frauen ermöglicht, als sogenanntes „Granny Aupair“ die Kinder einer Familie in einem anderen Land zu betreuen und dabei die Kultur und Lebensweise vor Ort kennen zu lernen. Auch im Inland werden immer mehr Leih-Omas vermittelt. Möglich machen dieses Erlebnis verschiedene Austauschorganisationen, die sich auf die Vermittlung von Leih-Omas in das In- und Ausland spezialisiert haben. Die erste Organisation dieser Art weltweit wurde 2010 gegründet und hat ihr Angebot seither stetig erweitert. Mehr Informationen für potenzielle Granny Aupairs und für interessierte Familien finden sich auf der Website der Organisation unter https://www.granny-aupair.com/de.

Wem diese Form des Auslandsaufenthalts zu intensiv ist, dem bieten sich genügend weitere Möglichkeiten, auf klassische Weise zu verreisen und ganz nach den individuellen Vorlieben die Welt zu entdecken.

Ganz nach dem Motto: Auch im Alter neugierig bleiben auf die Welt und auf das Leben.

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