Dysphagie – Was ist das für ein Leben, wenn man nicht mehr essen kann!?
Der Vorgang des Schluckaktes ist komplex: 50 Muskelpaare und sechs Hirnnerven sind daran beteiligt. Doch mit dem Alter treten beim Schlucken mitunter Probleme auf. Diese können Folgen eines Abbaus an Muskelmasse, Reduktion der Elastizität des Bindegewebes und Abnahme der Sensibilität im Rachen sein. Häufig sind Patienten nach Schlaganfall, mit Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose davon betroffen.
Problematisch ist, dass die Betroffenen ihre Schluckstörungen entweder nicht gleich als pathologisch registrieren oder es anderen gar nicht erst mitteilen, sei es weil sie es nicht mehr können oder es nicht als wichtig erachten. Umso wichtiger also, dass Pflegekräfte einen geschärften Blick für Dysphagien entwickeln. Denn wie Damoklesschwerter schweben Schluckstörungen über den Erkrankten, führen sie doch häufig zu gefürchteten Aspirationspneumonien.
Um jedoch prophylaktische Maßnahmen, darunter logopädische Maßnahmen oder das Andicken von Flüssigkeiten, durchführen zu können, müssen Dysphagien rechtzeitig erkannt werden. Hier kommt uns Pflegefachkräften eine bedeutende Rolle zu, denn wir sind es schließlich, die viel Zeit mit den Betroffenen verbringen und relevante Beobachtungen unverzüglich weitergeben können, damit Abklärung und Diagnose rasch erfolgen können. So gibt es mittlerweile speziell für Pflegefachkräfte entwickelte Screeningverfahren, die zur Ermittlung aspirationsgefährdeter Personen beitragen können. Zurzeit wird geprüft, ob das Standardisierte Schluckassessment (Perry 2001), das bei Schlaganfallpatienten auf „stroke units“ hierzulande bereits standardmäßig durchgeführt wird, sich auch für Bewohner von Pflegeheimen eignet.
In den Pflegealltag fällt zudem die Mundhygiene. Vorsicht ist hier die Mutter der Porzellankiste, denn auch das unbeabsichtigte Verschlucken von Wasser, Mundwässerchen und Zahnpasta kann zu Komplikationen führen. Zur optimalen Versorgung von Patienten mit Schluckstörungen gehört des weiteren die Verabreichung einer ausreichenden Flüssigkeitsmenge, weil die Betroffenen häufig nicht mehr in der Lage sind, selbst genügend Flüssigkeit aufzunehmen und dadurch ohne externe Flüssigkeitszufuhr Gefahr laufen „auszutrocknen“. Ähnliches gilt für die Nahrungsaufnahme. Da diese vielfach nicht mehr den Kalorienbedarf deckt, magern die Patienten ab. Bei aspirationsgefährdeten Patienten – hierunter fallen auch jene, die „still“ ihren eigenen Speichel aspirieren – ist zudem eine häufigere Temperaturkontrolle angezeigt, um den Anstieg der Körpertemperatur rechtzeitig zu erkennen. Aspirationspneumonien führen rasch zu Komplikationen und sind nicht zu unterschätzen. So ist geschultes und für Dysphagie sensibilisiertes Fachpersonal Gold wert.